Beim letzten “Zeit zum Brotbacken”-Kurs gab es den Wunsch nach einem Brot, dass man auch ohne viel Equipment in einem Wohnmobil backen kann. Da bot es sich direkt an, auf Getreide zurückzugreifen, das lange Knetzeiten nicht gut verträgt. Emmer und Dinkel war schnell als Grundlage für das Brot beschlossen. Eine Mischung aus Leinsamen, Sonnenblumenkernen und Walnüssen gibt dem Brot zusätzlichen Biss und Aroma. Durch den Vollkornanteil und die Saaten macht das Brot auch lange satt und durch die Kastenform passt es gut in jede Brotdose- genau die richtige Voraussetzungen also für den Reiseproviant.
Bergisches Nullbruut
Im Bergischen ist der Boden eher karg. Darum sind die traditionellen Brote oft Roggen- oder Roggen-Mischbrote. Aber manchmal wurden auch Weizenmischbrote gebacken, meistens allerdings nur an besonderen Feiertagen. Ein solches Weizenmischbrot ist das Nullbruut, das ich schon seit einiger Zeit auf meiner Liste hatte, aber ein wenig aus den Augen verloren. Zum Glück gibt es Leseranfragen, die dann vergessene Rezepte wieder nach oben auf den Plan schubsen.
Es gibt verschiedene Erklärungen, woher das “Null” im Nullbruut kommt. Das Rheinische Wörterbuch erklärt, dass es sich bei “dubbel genullten” Mehl um zweifach ausgemahlenen, also feines weißes Mehl handelt. Dementsprechend ist Nullbruut ein Brot aus feinausgemahlenem Mehl. Eine andere Erklärung kommt von der Bezeichnung “Null” für Scheitel und bezieht sich auf den Längsschnitt des Brotes.
Butter-Blatz
In den vergangen Wochen habe ich mich fleißig durch allerlei Mehlreste gebacken, die vor allem beim Rezeptentwickeln für den letzten Backkurs angefallen sind. Gerade die Urgetreidereste mussten dringend verbraucht werden. Jetzt ist die Mehlkiste (so gut wie) aufgeräumt und ich kann mich wieder meinen persönlichen Lieblingen zuwenden: Regionalen Brotrezepten.
Regionale Brote sind Brote, die dort, wo man aufgewachsen ist, ganz normal sind, die man aber in anderen Regionen nicht bekommt. Das macht das Finden von regionalen Rezepten etwas schwierig. Man merkt nur dann, dass dieses Brot etwas besonderes ist, wenn man in eine andere Gegend zieht. Nicht desto trotz stöbere ich immer wieder kleine Schätze auf oder bekomme von aufmerksamen Lesern einen Hinweis. In den nächsten Wochen möchte ich mich meiner Sammlung wieder etwas intensiver widmen. Und wie immer gilt: Ich freue mich über weitere Vorschläge oder Wünsche!
Ärpelbrot
Herbstzeit ist für mich Kartoffelzeit. Und auch wenn wir die Kartoffeln im Garten aufgrund der Hitze schon im August geerntet haben, so ist mit den ersten kalten Morgenen auch der Wunsch nach Kartoffelbrot geweckt. Kartoffeln werden im Bergischen auch Ärpel (oder Erpel) genannt. Das ist die Verkürzung von Erdapfel. Und darum ist ein Ärpelbrot nichts weiter als ein Kartoffelbrot.
Diese Variante ist dem Oberbergischen Ärpelbrot gar nicht unähnlich, wird aber mit einem Roggenpoolish und Hefe gebacken. Damit ist das eine Variante, die auch für Backanfänger gut machbar ist. Es ist ein aromatisches Brot mit knuspriger Kruste und saftig-weicher Krume. Genau das richtige also, um mir, dick mit Pflaumenmus bestrichen, die kalten Herbstmorgen zu versüßen!
Kürbiskern-Kanten mit Einkorn
Nach einem letzten Aufbäumen des Sommers ist es ganz plötzlich richtig Herbst geworden. Und wenn es kalt und regnerisch ist, dann liebe ich es, wenn ich vor dem Ofen sitzen und den Brötchen beim Aufgehen zusehen kann. Ein wenig bedauere ich dann auch diejenigen, die für die Sonntagsbrötchen hinaus in die Kälte zu müssen.
Die Kürbiskern-Kanten folgen dabei wieder einmal meinen Standard-Schema für einfach Sonntagsbröchen: ein Übernacht-Teig, der am nächsten Morgen nur noch schnell zu eckigen Brötchen abgestochen werden muss. Damit die Brötchen beim Backen an den Seiten nicht aufreißen, ist es allerdings notwendig, sie bis zur knappen Vollgare gehen zu lassen.
Die Mischung aus Einkorn und Kürbiskernen gibt den Brötchen eine wunderbare Nussigkeit – genau das richtige Brötchen für ein herbstliches Frühstück.
Neue Termine
Emmer-Ciabatta
Beim letzten Mehl-Einkauf lachte mich das helle Emmermehl an und so hüpfte es schnell mit in den Einkaufskorb. Da es – im Gegensatz zu Weizen-, Roggen- und Dinkelmehlen – keine DIN-Vorgaben für die Typisierung von Urgetreide-Mehlen gibt, ist die übliche Angabe “helles Mehl” nicht sehr genau und so können sich die Ausmahlgrade von Mühle zu Mühle unterscheiden. Am Besten fragt man beim Einkauf nach, welchem Ausmahlgrad das Mehl in etwa entspricht… doch genau das habe ich hier natürlich vergessen. Von der reinen Ansicht würde ich allerdings auf eine Type 812 bis 1050 tippen, denn das Mehl ist zwar heller als ein Vollkornmehl, ist aber nicht so hell wie Mehl Type 550. Aber beim nächsten Ausflug zur Mühle werde ich sicherlich nachfragen! Weiterlesen
Dreikorn-Kartoffel-Brötchen
Nach dem Ferienende komme ich langsam wieder im geregelten Alltag an. Und wie immer Anfang September spüre ich, wie der Herbst an die Türe klopft. Meine tägliche Fahrt zur Arbeit führt mich über Höhenzüge und hinab in nebelverhangene Täler. Und unweigerlich kommen mir auf der Fahrt Zeilen eines Gedichts von Mörike in den Sinn: “Im Nebel ruhet noch die Welt, …”. Später am Tage, wenn die Sonne den Nebel vertrieben hat, ist dann die Erinnerung an den heißen Sommer wieder ganz nahe.
Auch diese Brötchen sind eine Sommererinnerung. Mit einer Mischung aus Einkorn-, Roggen- und Weizenmehl schmecken sie herrlich nussig. Die Zugabe von Pellkartoffelmehl oder Kartoffelflocken sorgt zudem für eine saftige Krume. Und damit waren sie genau richtig als Proviant auf der langen Urlaubsfahrt in die Normandie.
Dinkel-Emmer-Burgerbrötchen
Der Vorteil, wenn sich ein Rezept in der Entwicklung lange sperrt, ist die Tatsache, dass auf dem Weg so einige andere gute Rezepte herauskomme. Das Dinkel-Emmer-Vollkorn-Toast für den “Vergessene Getreideschätze”-Kurs war so ein ungemein wiederspenstiges Rezept. Doch auf dem Weg dahin sind einige gute Brote entstanden: Sandwichbrot mit Emmer, Dinkel-Sandwichbrot, Dinkel-Emmer-Sandwichbrot und Vollkorn-Dinkelbrioche. Und auch diese Vollkorn-Burgerbrötchen stammen aus dieser Reihe.
Wenn man fluffiges Vollkorngebäck mit Urgetreiden backen möchte, dann muss das Kleber-Gerüst gestärkt werden. Vitamin C – zum Beispiel in Form von Hagebuttenpulver – ist da eine gute Möglichkeit. Eine andere ist enzymaktives Bohnenmehl. Und so hilft es auch hier dabei, das Klebergerüste soweit zu stärken, dass die Brötchen schön groß und flauschig aufgehen können. Damit das Emmermehl genügend Zeit zum quellen hat, wird vollständig für den Poolish verwendet. Und wenn man dann noch ein wenig beim Kneten aufpasst dass der Teig nicht überknetet wird (und das geht wirklich schnell), dann steht aromatisch-nussigen Burgerbrötchen nichts mehr im Weg. Weiterlesen
Würzige Roggenfladen
Die würzigen Roggenfladen sind fast schon Vinschgauer. Aber nur fast, denn anstelle eines Sauerteiges werden sie mit einem Roggen-Buttermilch-Poolish gemacht. Und damit sind sie für alle diejenigen gut geeignet, die sich an einen weichen Roggenteig herantrauen, aber keinen Sauerteig ihr eigen nennen. Ein Rezept für fortgeschrittene Anfänger also. Wie weich der Teig dabei wird, kann jeder über die Menge Buttermilch, die zugesetzt wird, bestimmen. Je mehr Buttermilch verwendet wird, desto saftigier werden auch die Fladen. Allerdings wird damit auch das Formen schwieriger, da der Teig dann deutlich mehr klebt. Aber auch mit der geringeren Menge Buttermilch klebt der Teig – das sei als Warnung gesagt. Aber mit etwas Mehl auf Händen und Arbeitsfläche bekommt ihr das hin! Alternativ sind auch richtig nasse Hände eine gute Lösung, um nicht im Teig fest zustecken.